Projektbeschreibung artemak

Die folgende Projektbeschreibung wurde von Erich Gantzert-Castrillo und Elisabeth Bushart verfasst. Der Text war auf der ehemaligen Website artemak.de von 2011 bis 2014 veröffentlicht und ist an dieser Stelle als Zeugnis der Geschichte des Projekts artemak wieder zugänglich:

Was ist artemak?

Auf vorliegender Website von artemak (Archiv für Techniken und Arbeitsmaterialien zeitgenössischer Künstler) finden sich Interviews mit Künstlern zu ihren verwendeten Materialien, Techniken und Hilfsmitteln. Dabei soll die Lebendigkeit und das prozesshafte Vorgehen des Künstlers wiedergegeben werden, es soll gezeigt werden, wie Kunst an Orten entsteht, die dem Kunstrezipienten weitgehend verschlossen bleiben. Zudem soll ein Einblick gegeben werden, welche Arbeit es oft nicht nur für den Künstler, sondern auch für Assistenten, Spezialbetriebe und Handwerker bedeutet, bis die Realisierung eines Kunstwerks steht.

Die Website von artemak führt somit das Buch »Archiv für Techniken und Arbeitsmaterialien zeitgenössischer Künstler – Band 1« fort. Wir waren zu der Überzeugung gekommen, dass anstelle eines Buchs eine Website das adäquate Medium für die Veröffentlichung der von uns gesammelten Informationen ist, da sie eine weitaus größere Zahl interessierter Nutzer erreichen kann und frei zugänglich ist.

Über Inhalt und Arbeit des Archivs artemak

Die Ergebnisse von artemak, die von den sich aus der Berufspraxis ergebenden Fragen an zeitgenössische Künstler ausgehen, sollen als Beitrag für Restauratoren verstanden werden, jedoch nicht nur für Restauratoren allein, sondern für alle, die sich hierfür interessieren. Darüber hinaus soll es helfen, Informationslücken hinsichtlich der Intentionen der Künstler, der daraus resultierenden Materialwahl und der Verarbeitungstechniken zu schließen.

Restauratoren für moderne und zeitgenössische Kunst wissen aus eigener Erfahrung, dass gerade die Unklarheiten über Details der künstlerischen Konzeption und der Materialverwendung zu Problemen und Missverständnissen bei der Betreuung in den öffentlichen und privaten Sammlungen führen. So haben Primärinformationen einen großen Wert für die Lösung der spezifischen konservatorischen und restauratorischen Probleme in der täglichen Arbeit des Restaurators.

Welche Informationen sammelt das Archiv artemak

Das Archiv artemak sammelt Informationen von lebenden Künstlern, die in den Bereichen Grafik, Malerei, Skulptur, Plastik, Objektkunst, Installation, Foto, Film, Video und Computer arbeiten. Neben dem Erfassen von Informationen zu Materialien und Techniken kommt den authentischen Aussagen – Stellungnahmen und Interviews mit Künstlern – zu Materialien, Techniken und inhaltlichen Fragen immer mehr Bedeutung zu. Sie sind für Restauratoren in der täglichen Praxis von hohem Wert und hilfreich in der Entscheidung von Tun und von Lassen.

Die Website wendet sich an folgende Zielgruppen

Wie die Erfahrung mit dem Buch »Archiv für Techniken und Arbeitsmaterialien zeitgenössischer Künstler – Band 1« gezeigt hat, wurde es nicht allein von Restauratoren genutzt, sondern auch von Kunsthistorikern, Künstlern, Kritikern, Anwendungstechnikern aus der Industrie, Maltechnikern, Kunsterziehern, Schülern, Kunstsammlern, Kunstgutachtern, Kunstversicherern, Lehrkörpern und Studenten an Akademien und Fachhochschulen, Museumskuratoren, Forschungseinrichtungen, Denkmalpflege, Kunstgeschichtlichen Instituten, Galeristen, Kunsthandel und interessierten Laien, die somit die Zielgruppe der Website sind.

Zur Entstehung des Archivs

Durch die Veränderung des Kunstbegriffs in der Kunst des 20. Jahrhunderts und der einhergehenden industriellen Entwicklung von neuen Techniken und Materialien sowie der einsetzenden großen Experimentierfreudigkeit der Künstler entstanden für die Konservierung und Restaurierung zeitgenössischer Kunst ganz neue Probleme, die einer veränderten Vorgehensweise bedurften. Diese Erfahrung machte ich in den siebziger Jahren als Restaurator am Museum Wiesbaden. Neue Materialien – Kunststoffe oder Naturmaterialien zum Beispiel – und neue Techniken erforderten ungewohnte Bearbeitungswege. Ebenso benötigten neuartige Künstlerkonzepte, zum Beispiel Rauminstallationen mit elektronischem Equipment, eine andere Pflege und Betreuung.

Aufgrund dieser Erfahrung gründete ich 1972 das »Archiv für Techniken und Arbeitsmaterialien zeitgenössischer Künstler«, mit dem eine Grundlage geschaffen werden sollte, um bei später aufkommenden Fragen, die gesammelten Fakten heranziehen und dem einzelnen Objekt hinsichtlich Erhaltung und Restaurierung gerecht werden zu können. In Vorgesprächen stieß ich bei Künstlern auf großes Interesse, und es bestand die Bereitschaft, mir die gewünschten Informationen zu geben.

Nach dieser positiven Resonanz der Künstler entwickelte ich die Idee, die Künstler anzuschreiben und ihnen Fragebögen zu Technik und Material zuzuschicken. Ich entwarf je einen Fragebogen für die Gattungen Grafik, Malerei, Bildhauerei und Objektkunst sowie Kunst am Bau. Es war geplant, das gesammelte Material als »Archiv« in Buchform zu veröffentlichen.

Das Buch erschien 1979 im Harlekin Verlag, Wiesbaden, wobei die Beiträge der Künstler – handschriftlich oder mit Schreibmaschine ausgefüllte Fragebögen – faksimiliert abgedruckt wurden. Ein Reprint des bald vergriffenen Buchs erschien 1996 im Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, der ebenso bald vergriffen war. Der Reprint von 1996 ist hier auf der Website einzusehen.

Seit 1985 führe ich zusammen mit meiner Frau Elisabeth Bushart, die als freie Restauratorin verschiedene Privatsammlungen betreute und seit Mai 2008 Leitende Restauratorin am Museum Brandhorst in München ist, das Archiv weiter. 1988 wechselte ich vom Museum Wiesbaden nach Frankfurt am Main zum Museum für Moderne Kunst und 2000 nach München zur Pinakothek der Moderne über.

Als ich in den siebziger Jahren mit dem Sammeln von Informationen begann, hatten einige, meist jüngere Künstler, noch starke Vorbehalte gegenüber dieser Art von Archivierung. Begründet waren diese Vorbehalte in ideologischen Positionen der späten sechziger Jahre, der Ablehnung einer gesellschaftlichen Vorstellung des Werterhalts, der Unsterblichkeit und der Musealisierung des Kunstwerks. Inzwischen hat sich die Rolle des Künstlers als Produzent innerhalb der heutigen Konsumgesellschaft geändert. Ihm werden mittlerweile viel häufiger Fragen nach der Haltbarkeit des Kunstwerkes gestellt und Antworten darauf erwartet. Insofern ist das Interesse der Künstler an derartigen Archiven stark gestiegen.

Elisabeth Bushart / Erich Gantzert-Castrillo

Widmung

Meine Frau und ich widmen diese Website den Bienen, Mineuren, und Fischern. Sie alle sammelten, schürften und fischten die Materialien, mit denen durch die gesamte Kulturgeschichte hindurch Künstler Kunstwerke erschaffen haben.

Elisabeth Bushart, Erich Gantzert-Castrillo München 2011.

Kooperationen

2006-2007
Mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden Studiengang für Kunsttechnologie, Konservierung und Restaurierung von Kunst- und Kulturgut Fachklasse für Konservierung und Restaurierung von historischer, moderner und zeitgenössischer Malerei und Materialkonstruktion Seminararbeit »André Butzer Befragung eines zeitgenössischen Malers zu seiner Arbeitstechnik und zum restauratorischen Umgang mit seinen Werken«  Referent: Prof. Dipl. Rest. Dr. Ulrich Schiessl Koreferent: Erich Gantzert-Castrillo Vorgelegt von Eliza Reichel Dresden, 23. Mai 2007

Mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden Studiengang für Kunsttechnologie, Konservierung und Restaurierung von Kunst- und Kulturgut Fachklasse für Konservierung und Restaurierung polychromer Bildwerke, Bildtafeln und Retabel Seminararbeit »Gespräch mit dem zeitgenössischen Künstler Martin Honert über die Herstellungstechnik seiner Objekte«  Referent: Prof. Dipl. Rest. Dr. Ulrich Schiessl Koreferent: Erich Gantzert-Castrillo Vorgelegt von Nina Metzel Dresden, 23. Mai 2007

2007-2008
Mit Maike Grün, Dipl. Restauratorin an der Pinakothek der Moderne. München. Erstellung des Beitrags »Interview mit Thomas Bayrle zu dem Objekt Nürnberger Orgie« für artemak.

2008–2009
Mit Kerstin Luber geb. Budde, Dipl. Restauratorin am Stadtmuseum, München. Erstellung des Beitrags »Die Neuanfertigung von Originalen in der modernen Kunst - Am Beispiel eines Werkes von Reiner Ruthenbeck« für artemak. Diplomarbeit an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Studiengang »Restaurierung und Technologie von Gemälden und gefassten Skulpturen«, Juni 2007

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