Interview with Johanna Failer

Project/Occasionproject artemak+X / interview seminar with 4th year students
Interview with         Johanna Failer (AF)
Conducted by  Sophie Gurjanov (SG)
Anne Weidemann (AW)
LocationDresden Neustadt, artist's atelier
Date05.03.2020, 18:30
TranscriptSophie Gurjanov (transcription)
Anne Weidemann (transcription)
 Lilian Megerlin (revision and corrections)
 Johanna Failer (revision and additions)
 Sarah Giering (corrections)
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Techniques

animated cartoon digital image editing painting splatter painting

Materials

burnt sienna canvas champagne chalk chinese ink coloured pencil fabric foil gouache (paint) lithopone medium-density fiberboard (MDF board) ochre oil paint paper, indefinite plywood poppyseed oil rabbit-skin glue turpentine watercolor paint

SG: Die erste Frage wäre, was dich eigentlich so insgesamt inspiriert und wo deine Ideen herkommen.

JF: Die Ideen kommen meistens aus dem Alltag und im Alltag. Viel auch beim Fahrradfahren oder beim Spazierengehen. Und ja, letztendlich sind die Ideen eher eine Verknüpfung von verschiedenen Dingen, die man bei Gesprächen oder bei Gedankengängen irgendwie noch im Kopf hat, oder bei Bildern, die man sieht. Genauso bei Dingen im Alltag, die man im Sehen augenblicklich mit etwas Anderem verknüpft. Bücher und Filme sind auch eine große Inspirationsquelle.

SG: Und dazu: du hast in deinem Werk ja auch ziemlich viele Alltagsgegenstände, zum Beispiel "Das Waschbecken" oder "Meine sieben Sachen". Kannst du mehr darüber erzählen, welche Bedeutung sie genau haben?

JF: Ja, oft hat das, gerade wenn ich Alltagsgegenstände male, sehr viel mit Wertschätzung zu tun. Also, dass ich Gegenstände sehe und sie schön finde und gleichzeitig darüber nachdenke, wer sie sich wohl ausgedacht hat. Und dass Dinge immer auch eine Geschichte haben. Vieles war auch vor mir schon von anderen Personen in Benutzung. Oder das Zimmer, in dem ich wohne, da hat vorher jemand anderes gewohnt. Das sind alles Geschichten, die mitgedacht werden und die ich dann transportieren will. Oder ich komme nach Hause und das Licht fällt auf eine bestimmte Art auf die Dinge, dass ich mir denke: ich will das malen, das ist es wert, gemalt zu werden.

SG: Und dann hast du aber auch Landschaften oder Bäume, also die Wälder.

JF: Es gibt zweierlei Ansätze bei meinen Bildern. Das eine ist, wie ich gerade beschrieben habe, wenn es ein Motiv gibt, das vor mir steht und das ich male. Im anderen Fall ist es eher, dass ich eine Idee im Kopf habe oder ein Bild, das es so nicht gibt und dem ich mich dann annähere. Der Wald ist zum Beispiel auch eher was Metaphorisches oder ein Symbol für etwas anderes. Den gibt es so gar nicht und den erfinde ich dann. So ist es eigentlich mit vielen Landschaften, die ich habe, die dann auch oft abstrahierter sind.

AW: Also realistisch sind dann nur diese Alltagsgegenstände, die dann wirklich auch so /

JF: Die vor mir stehen, das stimmt.

AW: In welchem Verhältnis steht das dann bei dir, wenn du so ein Bild malst, also das Thema, das du malst und der Prozess des Malens an sich? Was denkst du, wie da das Verhältnis zueinander ist? Oder wie ist das Verhältnis bei dir?

JF: Letztendlich verhakt sich das ineinander. Es gibt immer ein Thema, aber ich könnte nicht sagen, ob es im Kopf zuerst den Inhalt gibt oder zuerst die Weise, in der ich das umsetzen will. Das wird irgendwie zusammen gedacht. Am meisten merkt man das, glaube ich, im gewählten Medium. [[Ich weiß, wie es aussieht und was es mir bedeutet und weiß, wie ich da hingelangen könnte.]] Ich denke also immer schon den Inhalt zusammen mit der Art, wie ich ihn umsetze. Und trotzdem ist der Prozess dann meistens offen und verändert sich, was aber auch das Inhaltliche lebendig hält. Man kann sich den Prozess ja nie ganz vorstellen, sondern nur das Medium oder: [[„Wie fühlt es sich an?“]], „Wie sieht es aus?“ Im Prozess gibt es immer Sachen, die unerwartet sind, auf die man reagieren muss. Das färbt dann auch wieder auf eine lebendige Weise auf das Thema ab.

SG: Damit hättest du die Frage beantwortet, ob du ein klares Konzept hast und ob es sich im Projektprozess verändert.

JF: Stimmt. Das ist die Frage.

SG: Sehr gut. Das ist ziemlich cool.

JF: Ja, ich habe mir aufgeschrieben, es gibt beides. Es gibt schon ein klares Konzept. Ich habe also das Bild so, wie es aussehen soll, im Kopf. Wenn ich dann aber anfange, das zu malen, zeigt sich, dass es mir doch nicht so klar war, wie ich dachte. Das ist ja oft so in der Vorstellungskraft. Man denkt, man sieht alles genau und dann, wenn man aber mal wirklich die eine Ecke ausformulieren soll, dann ist das einfach nicht mehr klar. Dann habe ich das Gefühl, es geht eher um ein Umkreisen. Man nähert sich immer mehr diesem inneren Bild und da kommen auch oft äußere Bilder ins Spiel. Wo ich dann wirklich, wie im Beispiel des Waldes, nochmal in den Wald gehe. Mir zu verschiedenen Tageszeiten anschaue, wie das ist, oder Fotos ansehe. Dann vermischt man das alles so, bis es zu diesem eigentlichen inneren Bild führt.

AW: Du malst dann schon hauptsächlich nach der Realität, oder?

JF: Ja, eigentlich schon.

SG: Jetzt hast du ja auch schon angerissen, dass du eben manchmal sehr realistisch malst, dann eben gegenständlicher. Das sind im Prinzip zwei Ansatzweisen von dir, wie du an ein Motiv rangehst. Kann man das so auseinanderhalten?

AW: Du meinst auf die Form reduzierte Sachen? Oder gegenständlich, also realistisch und dann ganz reduzierte Sachen.

JF: Ja. Ich würde sagen, da ist der Trickfilm ganz entscheidend, aber vielleicht besprechen wir den später. Da muss man einfach auch abstrakter arbeiten. Aber ich würde schon zustimmen, dass es eben diese beiden Ansätze gibt. Das eine ist sehr realistisch, falls man bei den Dingen in diese Details geht, die ich einfach wertschätzen und darstellen möchte. Beim anderen Ansatz geht es mehr um ein Gefühl oder eine Idee oder Stimmung. Da setze ich mehr auf Abstrahierendes, was dann vielleicht auch aus dem Prozess kommt, wo erstmal etwas locker gesetzt wird. So etwas, das skizzenhaft entstanden ist, aber gut so ist, versuche ich oft beizubehalten und dann weiter auszuformulieren und auch zu lassen. Oder auch wieder zu übermalen. Das sind letztlich kompositorische Entscheidungen während des Prozesses.

SG: Wie ist es denn mit den Trickfilmen? Mit denen arbeitest du ja relativ viel. Wie ist es dazu gekommen?

JF: Ich habe das Gefühl, bei der Malerei steht ja oft eine Malerei für sich und spricht für sich. Mir reicht das oft nicht. Ich habe immer noch eine narrative Komponente im Kopf, auch, wenn sie oft sehr fragmentarisch ist. Ich vergleiche das so ein bisschen mit der Literatur. Es gibt Gedichte, das wäre dann wie die Malerei, die stehen ganz für sich. Aber manchmal braucht man halt einen Roman und einen längeren Zeitverlauf, um bestimmte Sachen zu entwickeln. Das hatte ich eigentlich in der Malerei schon angefangen, weil ich oft serienhaft gearbeitet habe. Von daher eigentlich ein ganz logischer Schritt zum Trickfilm, wo dieses Serienhafte der Malerei noch extremer getrieben wird und man wirklich die Malerei in Bewegung setzt und dann so etwas erzählen kann. Das hat am Ende auch die Malerei, [[zumindest eine Seite]], verändert, weil ich normalerweise schon sehr zum Detail neige. Aber mit dem Trickfilm musste ich ganz anders malen, schneller vor allem. Man produziert eine ungeheure Menge an Bildern. Dadurch habe ich, gerade bei der Malerei auf Papier, eine Lockerheit gewonnen, das irgendwie schneller zu setzen und zu vertrauen.

SG: Was uns auch interessieren würde, wie kommst du auf deine Titel?

JF: Ich habe mir auch Gedanken gemacht bei der Frage. Auch das ist ein bisschen zweigleisig. Es gibt auf der einen Seite Titel, die das Abgebildete beschreiben, wie "Orangen" oder "Aprikosenkuchen". Das sind Titel, die bräuchte man gar nicht unbedingt, aber ich finde das besser als “ohne Titel”, da sie bessere Orientierung geben. Es gibt andere Titel, die liefern daneben auch eine Bedeutung, machen quasi noch eine andere Tür auf oder verweisen auf etwas. Bei den Titeln ist es oft so, dass sie mir bereits im Prozess zufallen. In den Gedanken [[beim Arbeiten]] kristallisiert sich oft schon der Titel heraus. Manchmal muss ich ihn auch bewusst suchen. Ich habe mich auch bei manchen Titeln entfernt auf Gedichte bezogen oder auf Sprichwörter, wie in meinem Bild "Aber nicht den Schweiß und die Arbeit", das ist ein Blumenstrauß. Ich dachte erst, ich nenne es "Blumenstrauß", aber eigentlich ging es mir um mehr. Und es gibt dieses Sprichwort "Der Neider sieht nur die Blumen, aber nicht den Schweiß und die Arbeit". Das fand ich sofort passend.

SG: Cooler Spruch. Wir hatten uns vorher ja auch ein paar angeschaut.

JF: Ich habe tatsächlich auch in zwei Fällen den Titel, den ich mal gesetzt hatte, dann nach paar Jahren nochmal geändert.

AW: Weil dir dann danach erst der Titel eingefallen ist? Oder weil du dir damals schon nicht sicher warst?

JF: Bei denen war ich mir damals schon nicht sicher. Und dann ist mir etwas besseres eingefallen.

SG: Wie werden die Entscheidungen, ein bestimmtes Material zu benutzen, also zum Beispiel einen bestimmten Bildträger, bei dir getroffen?

JF: Gerade auf die Bildträger bezogen hat das auch konzeptionelle, mehr aber pragmatische Gründe. Zum Beispiel habe ich oft Sperrholzplatten benutzt, wenn ich sie transportieren musste. Ich habe eine Serie, in der ich im Haus meines verstorbenen Opas war und gemalt habe, als das Haus geräumt wurde. Es war schon alles ganz leer und ich war eine Woche dort. Da habe ich gezielt Sperrholzplatten mitgenommen, weil sie einfacher zu handhaben waren als zum Beispiel Leinwände, die relativ empfindlich sind. In letzter Zeit habe ich auch viel mit Papier gearbeitet, weil ich auf Künstlerresidenzen war und da ist das einfach transportabel. Es sind schon auch Gründe. In letzter Zeit mache ich das meistens so: wenn ich Leinwände vorbereite oder Maluntergründe, dann grundiere ich mehrere auf einmal. Sperrholzplatten, MDF-Platten und Leinwände, auf Keilrahmen gespannt. Ich mache das immer gleich in verschiedenen Formaten. Dann wähle ich später das Format aus, das zu der Bildidee passt – also oft auch eine konzeptionelle Komponente. #00:13:04-3#

SG: Uns sind zwei Beispiele aufgefallen. Zum Beispiel gibt es ein Bild "Hibiskus", da hast du als Bildträger einen lindengrünen Stoff angegeben. Wie kam es dazu?

JF: Da war ich für ein Jahr in Brüssel an der dortigen Kunstakademie, und ich war total unzufrieden mit dem Kunstbedarfsladen. Die hatten auch tolle Sachen, aber die Leinwände und die Stoffe waren alle vorgrundiert! Das hat sich angefühlt wie Plastik! Dann dachte ich mir, na gut, ich kaufe einfach selber Stoff, nicht Künstlerstoff, sondern irgendeinen Stoff. Ich fand einen Stoffladen im arabischen Viertel und dachte mir, wenn ich jetzt eh schon selber Stoff kaufe, dann kann ich rumprobieren, mit Farben und Texturen. Vor diesen Stoffballen kam mir die Idee, wie es wohl auf das Bild wirken würde, wenn an den Außenkanten eine Farbe aufleuchtet, die der Stoff selber mitbringt.

SG: In letzter Zeit arbeitest du ja wirklich mehr auf Papier. Kannst du darüber erzählen, wie es dazu kommt?

AW: Du hast ja schon gesagt, das ist einmal wegen des Transports. Aber hast du auch das Gefühl, dass deine Malweise auch einfacher wird und, nicht abstrahierter, reduzierter vielleicht. Hat das dann auch was mit dem Medium Papier zu tun?

JF: Ja, tatsächlich! [[Ich beobachte eine ganz andere Herangehensweise.]] Bei der Ölmalerei kann man immer wieder drüber malen und das baut sich nach nach auf. Beim Malen auf Papier mit Aquarell geht es um ein Wegnehmen von Weiß. Das Weiß spricht mit. Man kann nicht immer drüber malen. Also muss man vorsichtiger setzen, wenn man zu viel macht, ist es kaputt. Wobei: nicht so vorsichtig ist auch gut, das schneller zu setzen und dann wenn es nichts wird, na ja, dann kommt das Papier weg und man fängt neu an. Das macht man bei der Leinwand ja nicht. In letzter Zeit gibt mir [[diese Arbeitsweise]] mehr. Dieser Prozess, wo man nicht immer wieder bearbeitet und korrigiert und diesen (unv.) rausarbeitet, sondern ein bisschen gestischer rangeht.

AW: Man ist also durch das Material gezwungen, reduzierter zu arbeiten?

JF: Ja. Es gibt auch mehr Zufälle auf dem Papier als bei der Leinwand. Auf der Leinwand würde ich, wie gesagt, präziser arbeiten und immer wieder drüber gehen und alles korrigieren. Das kann ich auf dem Papier nicht. Die Einschränkung hat meist ein großes Potenzial. Wenn man eingeschränkt ist, dann kommen ganz viele Experimente heraus.

AW: Das ist auch cool, wenn das Material den Prozess so beeinflusst. Jetzt werden wir ein bisschen technischer in den Fragen. Wir wollten erstmal wissen, ob du – jetzt nochmal zu den Ölgemälden – immer so einen festen maltechnischen Aufbau gewählt hast, als du das noch viel gemacht hast, oder jetzt auch wahrscheinlich noch machst.

JF: Ich mache es jetzt auch wieder mehr. Also, fester maltechnischer Aufbau eigentlich nicht. Es gibt aber ein paar Schritte, die kommen immer wieder. Die Grundierung ist wahrscheinlich ein extra Thema, aber wenn zum Beispiel die Grundierung da ist, fange ich meistens mit ganz stark verdünnter Ölfarbe an, oft "Sienna gebrannt" oder "Ocker natur". Ich skizziere grob mit dem Pinsel, wo die Dunkelheiten sind und wo sie entstehen. Eine richtige Vorskizze gibt es wenn, dann auf Papier, aber oft eher ungenau. Das meiste entwickelt sich bei mir nicht aus Linien, sondern aus Farbflächen. Deswegen passiert es dann wirklich mit der Farbe auf der Leinwand, direkt. Eine feste Technik oder Methode (…) Das ist wirklich unterschiedlich, je nach Gemälde.

AW: Hast du da bestimmte Marken bei deiner Ölfarbe, auf die du achtest? Oder nimmst du, was du eben gerade hast?

JF: Man hat ja oft irgendwelche Tuben, die man geschenkt bekommen hatte, die rumliegen. Aber ich selbst kaufe meistens “Norma" von "Schmincke". Von "Lukas" habe ich auch einige, zum Beispiel auch wasservermalbare Ölfarben, wenn ich bei mir zuhause male, weil die kein Terpentin haben und auch ohne Terpentin vermalbar sind, mit Wasser eben. Aber ich mag die eigentlich von der Farbleuchtkraft her weniger. Ich habe das Gefühl, sie werden matter. Die "Norma"-Farben mag ich total gerne. Die haben eine ganz starke Pigmentierung. Sie leuchten einfach toll und die Konsistenz ist gut. Sonst habe ich ein paar von den "Old Holland", die sind aber sehr teuer. Wenn ich mal eine bestimmte Farbe brauche, oder Lasurfarben (…) habe ich ein paar davon. Die sind auch echt super.

AW: Bei deinen Bildträgern und Grundierungen, machst du die selber oder kaufst du die?

JF: Ich kaufe die Keilrahmen und die Stoffe und bespanne sie selber. Was ich ab und zu kaufe sind fertige Pappen, die mit Leinwand bespannt sind. Die grundiere ich dann aber selbst. Die Grundierung mache ich auch selbst, auch die auf Holzplatten. Ich grundiere mit Hasenleim, Lithopone und Champagnerkreide, manchmal auch nur mit Hasenleim.

SG: Wo kaufst du dir denn deine Holzplatten und die mit Leinwand überspannten Pappen?

JF: Die mit Leinwand überspannten Pappen bei "Gerstaecker" oder in anderen Künstlerbedarfsläden. Die Holzplatten habe ich im Baumarkt gekauft oder von meinem Vater welche mitgenommen. Ich habe auch schon zugeschnittene Holzstücke, die im Atelier lagen oder ich finde auf der Straße mal was.

SG: In der Neustadt findet man alles.

JF: Haha, genau!

AW: Dann haben wir uns noch gefragt, welche Rolle bei dir die Oberflächenstruktur von deinen Gemälden spielt. Ob du dir darüber Gedanken machst, ob das auch einfach so entsteht oder ob das vom Motiv abhängig ist?

JF: Ja, ihr hattet zwei Malereien erwähnt, wo das so stark ist mit der Oberflächenstruktur.

AW: Genau. Dieses //

JF: // "ALGAIDAS" //

AW: // "ALGAIDAS" und "Gegen Abend".

JF: Das sind beides Bilder, denen [[ein anderes Bild zugrunde liegt.]] Ich habe sie jeweils übermalt. Auch eine gute Frage, warum ich gerade bei diesen Bildern entschieden habe, das auf ein altes Bild draufzusetzen. Ich habe das Gefühl, wenn die Bilder, das ist bei beiden der Fall, sehr dunkel sind, dann stört es überhaupt nicht, wenn unten drunter eine andere Struktur durchkommt. Es gibt dem sogar noch was. Wenn es hellere Bilder sind, würde ich das wahrscheinlich nicht so machen, einfach so nochmal oben draufzusetzen, oder nur, wenn das Darunterliegende zarter ist.

AW: Dann willst du schon eher eine glatte Oberfläche bei den Bildern?

JF: Genau. Oder so: ich möchte nicht, dass von unten etwas durchkommt und willkürlich gesetzt ist. Wenn ich mit Oberflächenstruktur arbeite, dann setze ich eher ein Licht, ein Weiß an einer bestimmten Stelle, dass man (unv.) Striche mehr sieht. Also dort, wo etwas hervorgehoben wird.

AW: Dass dann schon die Struktur irgendwie in dem Motiv mitwirkt.

JF: Genau.

AW: Wir wollten noch wissen, wenn du so ein Ölgemälde malst, wie lange malst du dann daran? Wie lange brauchst du?

JF: Sehr unterschiedlich. Ich hab‘ jetzt ein paar großformatige Bilder, da kann ich auch mal ein halbes Jahr dran arbeiten, aber mit vielen Unterbrechungen. Generell male ich oft Bilder parallel. Meistens habe ich so zwei, drei und dann gibt’s Trockenzeiten und das wechselt sich ab. Es gibt immer Momente, wo man ein Bild wegstellen und später wieder draufgucken muss. Es gibt auch Bilder, die male ich an einem Tag. Meistens fange ich aber an einem Tag an, dann stell ich’s weg und dann entwickelt sich das über drei, vier Wochen, bei den Papierarbeiten meistens zwischen einem Tag und einer Woche. Da geht es schnell, ja.

SG: Zu den Papierarbeiten. Bevorzugst du da eine bestimmte Papiersorte?

JF: Ich kaufe gerne "Hahnemühle" oder "Canson".

AW: Und auch eine Papierdicke, oder?

JF: (unv.) 200 Gramm, aber ich bin nicht sicher. Oder 300 Gramm (…)

AW: Also achtest du nicht drauf?

JF: Ich fühle das einfach. Wahrscheinlich sind es 200 bis 300 Gramm.

SG: Du hast ja jetzt schon erwähnt, wenn du skizzierst, dann auf Papier. Gibt es da einen festgelegten maltechnischen Aufbau oder ist es auch abhängig?

JF: Das ist auch abhängig. Ich habe eine Zeit lang Skizzenbücher genutzt und jetzt nehme ich immer loses Papier. Dann nehm‘ ich aber oft auch billiges Skizzenpapier oder Aquarellpapier von Gerstaecker.

SG: Das sind dann die Vorskizzen?

JF: Manchmal auch auf Kopierpapier. Die Vorskizzen sind mir nicht so wichtig. Es sind Arbeitsmaterialien.

SG: So näherst du dich dann auch einem Motiv an, also über die Vorskizzen? Oder gibt es da auch verschiedene Wege?

JF: Da gibt es auch verschiedene Wege. In letzter Zeit mache ich Skizzen. Bei den Papierarbeiten habe ich das Gefühl, das ist an sich konzeptioneller. Da mache ich vielleicht weniger Vorskizzen, habe aber ein Netz an der Wand, wo verschiedene Fotos oder Texte zusammenkommen, daraus entwickle ich meine Serien. Da brauche ich dann auch nicht so viel zu skizzieren. Die Vorzeichnung geht dann direkt auf den Papierbogen. Ich mache vielleicht mal ein kleines Schema, aber auch nicht unbedingt. Wenn es eine Ölmalerei ist, dann würde ich eher eine ausgearbeitetere Skizze machen, aber es ist nie besonders ausgearbeitet. [[Wie gesagt:]] es ist noch nicht so ganz klar am Anfang, wie’s aussieht. Auch wenn ich das Gefühl hab, ich hab es im Kopf, hat man es meistens nicht so klar im Kopf.

AW: Für diese Papierarbeiten, die dann fertige Werke auf dem Papier werden, hast du da einen Aufbau oder ist das auch unterschiedlich?

JF: Das ist auch ziemlich wenig strukturiert.

SG: Wenn wir schon bei Zeichnungen sind: deine Diplomarbeit war ein selbstgezeichneter Animationsfilm. Kannst du beschreiben, wie du da vorgegangen bist?

JF: Ich hatte schon Experimente mit Animation gemacht und hatte auch schon eine [[komplette]] Szene begonnen. Viel zu aufwändig. Dann habe ich erstmal das Storyboard entwickelt. Ich habe es auf Zetteln gemacht und zuhause an meine Zimmerwand geklebt. So konnte ich es immer wieder verändern oder etwas Neues hinzufügen. Über den ganzen Prozess hinweg hat sich das stets verändert. Bei den konkreten Szenen war die Methode experimentell: für eine Szene habe ich mit Folie gearbeitet. Klassisch gibt es einen Untergrund und darauf soll sich etwas bewegen. In den meisten Fällen habe ich aber auch Untergrund und Szene separat gemacht und in Photoshop zusammengelegt, das war allerdings auch sehr viel Arbeit. [[In vielen Szenen ging es zum Glück mit Keying.]] Es gibt eine Szene, da fahren [[vor dem Zugfenster]] Bäume vorbei. Ich habe mir dafür folgende Methode überlegt: zuerst einen riesigen Papierstreifen mit Bäumen malen, diesen dann zentimeterweise über den Animationstisch weiterschieben, über dem die Kamera installiert ist und je ein Foto machen. [[Das Ergebnis war unbefriedigend.]] Die Bewegung war [[trotz der vielen Einzelbilder]] ziemlich stockend. Letztendlich habe ich dann immer die einzelnen Abschnitte aus diesem Papierband fotografiert, in Photoshop zusammengefügt und darauf die Bewegung animiert. Mit Premiere, also automatisch. [[Die richtigen Lösungen für jedes Problem finden sich nur im Probieren.]] Einiges muss man zwei- oder dreimal machen.

AW: Du hast dann währenddessen erst gelernt, wie man es macht? Oder wie es für dich gut ist, das zu machen?

JF: Ja. Tatsächlich. Ich denke, man sieht das auch gut [[im Film]] und das finde ich okay, weil es ein Diplomfilm ist. Man sieht die Entwicklung. Es gibt Szenen, die sind noch weniger gut animiert und manche, die sind flüssiger oder überzeugender in der Technik. Wo Menschen vorkommen, habe ich mich oft selbst gefilmt, manchmal auch Menschen auf der Straße und dann jeden dritten Frame abgezeichnet, damit erstmal diese Bewegung klar ist. [[Rotoskopie also.]] Ich habe jedoch meist diese Einzelzeichnungen nochmal verbessert, dann koloriert, abfotografiert [[und geschnitten]].

SG: Du hast grad gesagt, du hast manchmal mit Folie gearbeitet. Also, Folie über Papier, oder /

JF: Genau. Es gibt eine Tasse, das ist Ingwertee und diese Ingwerstücke bewegen sich in einer Tasse. Die gemalte Tasse ist der Hintergrund, darauf liegt die Folie. Ich habe [[gelben]] Ingwer auf der Folie gemalt und fotografiert, weggewischt, nochmal gemalt, wieder fotografiert. [[Um zu wissen, wohin ich den Ingwer für den nächsten Frame malen musste]], hatte ich diese Ingwerstücke, wie die sich bewegen sollten, [[vorher schon]] auf separaten Papieren gezeichnet, für jeden Frame ein Papier. [[Also habe ich die Folie auf die Zeichnung gelegt, den Ingwer an die richtige Stelle gesetzt und die bemalte Folie wieder auf den Hintergrund, die Tasse, gelegt.]] Total umständlich, könnte man auch anders machen, aber ich hab das halt so rausgefunden.

SG: Das sind ja voll verschiedene Methoden nur für einen Trickfilm, oder?

JF: Genau, haha.

SG: Wann weißt du denn, wann so ein Werk abgeschlossen ist, wenn du immer zeitweise an denen arbeitest?

JF: Das fühlt man einfach. Ich würde sagen, man fühlt es. Es gibt auch Werke, in die ich vielleicht nach einem Jahr nochmal reingegangen bin, etwas verändert habe, oder (…) das irgendwie nie richtig abschließen konnte. Das sind aber die Werke, die waren von Anfang an keine Herzensangelegenheiten. Bei den Werken, wo es um was geht, fühlt man einfach, wenn es soweit ist.

AW: Und bei den Trickfilmen? Wenn du meinst, dass da auch noch Sachen im Endergebnis holprig waren. Du hast ja trotzdem irgendwann entschieden, jetzt ist es fertig. Wie ist das dann?

JF: Da war es letztendlich auch eine Zeitfrage. Es musste irgendwann abgegeben und ausgestellt werden. Nach der Diplomausstellung habe ich den Film erstmal ruhen lassen und habe später noch eine neue Version davon gemacht. Dieses Jahr habe ich das Ganze nochmal überarbeitet und dann aber auch festgestellt, es reicht jetzt. Man kann es immer wieder bearbeiten. Aber (…) irgendwann ist es besser, das einfach abzuschließen, was Neues anzufangen.

SG: Da war es das Gefühl.

 #00:30:13-6#

AW: Das haben wir jetzt zwar auch schon ein bisschen mit beredet, dass du Erfahrungen machst, in Prozessen oder wenn du an deinen Werken arbeitest. Hat das dann auch Einfluss auf deine späteren Arbeiten? Dass du dann Erfahrungen, die du bei früheren Sachen gesammelt hast, da nutzen kannst, auch materiell?

JF: So beim Trickfilm auf jeden Fall, gerade technisch. Mit dem Material (…) Auch bei der Ölmalerei. Es gibt Erfahrungen, wie sich bestimmte Farben miteinander verhalten. Nicht nur von der Farbwirkung her, sondern auch, wie sie sich mischen und verhalten. Auch in der Konsistenz. Sicher verändert das auch die Malweise, man ist sich dessen nur nicht immer bewusst. Da fällt mir ein: mit der Lasurmalerei habe ich zum Beispiel die Erfahrung gemacht, dass es ein Trugschluss ist, die Farben [[durch Lasur]] nachträglich verändern zu können. Man lasiert mit der Erwartung, als würde man bei Photoshop die Regler verschieben. In Wirklichkeit hilft nur übermalen und nochmal machen.

[Kurze Unterbrechung]

JF: Mir ist noch eingefallen, mit der Erfahrung zu Malmitteln, ob Terpentin oder Öl: Ich male eigentlich lieber mit Öl. Vor allem Mohnöl. Das Leinöl, habe ich gelesen, das gilbt schneller mit der Zeit. Da habe ich auch meine Erfahrungen dann so gemacht. Du musst echt sparsam sein, weil das sonst so spiegelt und das möchte ich nicht. Dann versuche ich eigentlich, kaum Malmittel zu benutzen und vor allem anfangs dann eher Terpentin und vielleicht am Schluss noch bisschen Mohnöl.

AW: Hast du da auch mal mitbekommen, dass sich deine Bilder durch die Materialien, die du verwendest, nachträglich verändert haben? Hat dich das gestört oder nicht?

JF: Ich habe das noch nicht so recht erlebt. Bei den Malereien würde es mich stören, wenn sie sich verändern. Das Einzige, was ich schon miterlebe, ist, dass die Leinwandspannung nachlässt, aber das lässt sich korrigieren. Das mache ich dann. Sonst hab ich das noch nicht gesehen, dass sich meine Bilder verändern, [[vielleicht in 50 Jahren dann]].

AW: Dann haben wir einfach noch allgemein überlegt, dass es noch interessant wäre, wie du so dazu stehst, weil ja auch die Wirkungen von deinen Gemälden davon abhängig sind, wie sie ausgestellt sind, ob dir das wichtig ist, wie sie ausgestellt sind. Also, ob du da irgendwelche Kriterien hast, wenn du eine Ausstellung machst. Ob du da vielleicht eine bestimmte Beleuchtung haben willst oder sowas.

JF: Das Licht finde ich sehr wichtig. (…) Es gibt so tolle weiße Räume, die haben Kunstlicht, das wie Tageslicht aussieht und das ist perfekt. Aber eigentlich finde ich es schöner, wenn es Fenster gibt. Sicher auch eine inhaltliche Komponente, denke ich. Es gibt Räume, die sind geradezu Heiligtümer der Kunst: Institutionen oder Galerien. [[Man hat perfekte Ausstellungsbedingungen.]] Aber ich finde es auch gut, wenn Werke an Orten gezeigt werden, die weniger typisch sind und wo andere Menschen mit einbezogen werden. Der Wechsel ist für mich ganz wichtig. Vielleicht auch eine soziale Frage.

AW: Und was sind Orte, die du gut findest? Also, als Ausstellungsorte?

JF: Vor kurzem hatte ich eine Ausstellung im Krankenhaus. Da waren eigentlich die Ausstellungsbedingungen ziemlich schlecht. Das Licht war [[ziemlich kalt]] und es gab zwar eine Betonwand, an der Bilder ganz gut aussahen, aber hauptsächlich ging es um diese komischen plastikverschalten Wände. Man macht halt damit, was geht. Aber schon beim Aufbau hatte ich das Gefühl, man ist mitten im Leben und es passiert einfach etwas. Da passieren auch tragische Geschichten oder gute und im besten Fall bekommen die Menschen, die die Bilder sehen, wirklich etwas von der würdigsten Funktion, die die Kunst haben kann. Einfach, dass es sie bestärkt und tröstet. Das fand ich ziemlich schön.

SG: Am Ende wollten wir noch fragen, wie präsentierst du deine Arbeiten am liebsten? Rahmentechnisch.

JF: Bei den Keilrahmen verzichte ich normalerweise auf Rahmung drum. [[Sie können es verkraften, frei an der Wand zu hängen. Ich befestige oft lediglich Vorrichtungen]] Mit Schrauben und Ösen, damit man sie besser aufhängen kann. Man kann sie auch einfach an Nägel hängen. An einigen Orten gibt’s diese hässlichen Aufhängesysteme. Ich bevorzuge immer einen Nagel in der Wand.

AW: Also nicht diese Nylonfäden oder was das ist?

JF: Ja, ich finde sie schrecklich. Also, geht auch, [[aber ist immer schade]]. Und bei den Holzplatten befestige ich an der Rückseite Hängeösen.

AW: Und bei den Papierarbeiten?

JF: Bei Papier habe ich immer viel gerahmt. Es ist abhängig vom Bild, ob es ein Passepartout bekommt oder nicht oder ein untergelegtes Blatt. [[Die Serie]] "Meine sieben Sachen" aber werden zum Beispiel direkt an der Wand angebracht, mit kleinen Klebestreifen.

SG: Aus inhaltlichen Gründen?

JF: Ja, weil ich mir nie vorstellen konnte, dass die hinter Glas sind.

SG: Das wären dann unsere Fragen. Ich glaube, die sind jetzt alle beantwortet. Hast du vielleicht noch irgendwie Anmerkungen oder irgendetwas? Oder Fragen an uns?

AW: Oder was dir noch wichtig ist zu deinem Werk?

JF: Eigentlich nur, dass ich meine Website aktualisiert habe.

SG: Das ist uns aufgefallen!

AW: Wir haben heute nochmal draufgeguckt.

SG: Schön. Dann super, vielen Dank!

JF: Danke euch.

AW: Dankeschön.

 

[Unterbrechung der Aufnahme. Der 2. Teil des Gesprächs erfolgte vor den künstlerischen Arbeiten.]

 

AW: Malst du die Sachen auf der Staffelei oder einfach an deinem Tisch?

JF: Die habe ich am Tisch gemalt. Und zwar alle in der Künstlerresidenz [[im Kulturzentrum von Namur]] in Belgien. Da bin ich immer zum Laden, habe mir zwei, drei [[große]] Bögen [[Papier]] gekauft, sie [[im Atelier]] bemalt und mir erst dann neue gekauft. Es geht viel um den Regenwald, mit verschiedenen Techniken. Ich habe dort auch [[Experimente damit gemacht]], Farbe zu schütten. Also: Papier nass machen, Tinte draufgeschüttet. Und in der Trocknung gearbeitet. Das hier ist Tusche, die dann so dick eingetrocknet ist. Hier habe ich auch geschüttet.

SG: Also, womit geschüttet?

JF: Mit Tinte, und dann hier zum Beispiel auch nochmal mit Wasser darüber und es wieder weggewaschen. Einen Bogen hatte ich auch (…) Ja genau, hier, da habe ich das Papier noch einmal schräg gehalten und das so drüberlaufen lassen.

SG: Und das hier sind Aquarell-Bilder, oder?

JF: Genau, das ist Aquarell und manchmal ist auch ein bisschen Gouache dabei. Die Papageien sind hauptsächlich mit Gouache [[gemalt]]. Bei den Bananenblättern ist auch ein bisschen Gouache dabei, oder da habe ich auch mit mit Buntstiften reingemalt. Bei den Haaren auch. Genau. Ah, hier gibt’s noch eine Falle. Eine Falle, die habe ich mir ausgedacht.

SG: Ich habe noch mal eine allgemeine Frage. Was genau bedeutet Künstlerresidenz?

JF: Das sind Programme, bei denen man an einem anderen Ort sein kann, einen Monat, manchmal länger, manchmal weniger und dort arbeiten. Es gibt sehr unterschiedliche Programme. Manchmal muss man dafür bezahlen. In den besten Fällen kriegt man Geld, während man dort ist. Bei [[den meisten]], die ich so bisher so hatte, wenn es gut war, wird einem einfach der Raum gestellt. Man konnte dort frei leben und hatte auch einen Arbeitsplatz.

SG: Warst du denn da alleine?

JF: Dort war ich ganz alleine. Ja, ich hatte einen [[großzügigen Wohnraum]] und nebenan einen zweiten Raum, da habe ich gearbeitet. Es gab zwar keine Ausstellung am Schluss, aber eine Besprechung mit den Mitarbeiter:innen aus dem Kulturzentrum, wo ich war. Das fand ich schön.

SG: Mir ist noch eine Frage eingefallen. Du studierst ja eigentlich noch, hast ja die ganze Zeit Kommiliton:innen um dich herum. Und wie beeinflusst / oder beeinflusst dich das Werk der Anderen? Und wenn ja, wie?

JF: Ja (überlegend). [[Ich habe das Gefühl, mit wenigen Kommilitonen eine Vision über das künstlerische Arbeiten zu teilen. Manche Kolleg:innen von früher]] gehen da ganz anders ran. Das ist dann eher die Beeinflussung ex negativo, weil ich weiß, ich will das nicht so machen. Ich möchte lieber suchend herangehen. [[Ich habe auch Künstlerfreunde, mit denen der Austausch inspiriert]], eben wenige, die selbst experimentelle Sachen machen oder zwischen den Medien wechseln.

AW: Ist dir das wichtig, dass du immer unterschiedliche Medien machst, also auf unterschiedlichen Medien arbeitest?

JF: Das Wichtige ist, sich die Offenheit zu behalten. Eben nicht das Erstbeste zu nehmen, sondern ein bisschen zu suchen; das Medium zu finden, was wirklich für die Idee am Besten geeignet ist.

AW: Du denkst also schon, dass du für verschiedene Ideen auch verschiedenen Medien brauchst, um das abzubilden, was du abbilden willst und dass es nicht das eine Medium gibt, auf dem du dann arbeitest?

JF: Genau, ja. Eher so.

SG: Ja, meine Frage ginge auch in die Richtung.

JF: Stimmt, ihr hattet auch eine Frage, was für mich beim Arbeiten am Wichtigsten ist. Ich versuch es mal so: sich die Offenheit beizubehalten, bei gleichzeitiger Kontinuität. Das braucht man irgendwie immer beides. Aber vor allem braucht man Ruhe. Ja, Ruhe und auch Pausen. Spazieren gehen oder auch [[anderen Dingen nachgehen, außerhalb der Kunst]] und sich eben dadurch auch [[die Neugier]] bewahren.

SG: Hast du eine feste Uhrzeit, wo du am Besten arbeiten kannst? Oder einen Tagesrhythmus?

JF: Ja, eigentlich zu ganz normalen Arbeitszeiten. Morgens, nachmittags noch ganz gut. Und abends eigentlich nicht so gut.

SG: Oh, okay! Das ist interessant! Weil viele sind ja so nachtaktiv, oder?

JF: Es gibt immer Momente, [[da probiere ich das]] und es klappt dann, aber das ist bei mir eher ein goldener Zufall. [[Wenn ich abends arbeite, dann entweder aus dem Gefühl einer Schuldigkeit, also, man muss noch was tun.]] Dann ist es krampfig. [[Oder weil ich ernsthaft überzeugt bin und mir diese Zeit abends einräume, die ich tagsüber nicht hatte. Das ist aber eher selten.]]

AW: Was ich mich auch noch gefragt habe, du hast ja auch oft, auf deiner Instagram-Seite zum Beispiel, Zitate oder Sprüche. Sind das existierende Sachen oder denkst du dir das selber aus?

JF: Das denke ich mir eigentlich fast immer aus. Mein Professor fragte einmal, ob ich den Satz nur illustriere, aber Wort und Bild gehen Hand in Hand. Ich habe zum Beispiel mal eine Nuss gemalt. Und drunter steht: 'Von dieser Idee habe ich mich verabschiedet'. Ich könnte nicht sagen, was zuerst war, [[Bild oder Text.]] Es gibt eine harte Nuss, wo man immer dran kämpft und dran kämpft und es wird nichts. Das war für mich so einleuchtend, dass der Satz und dieses Bild zusammengehören, ohne dass das eine das andere so stark illustriert. Ich finde, die geben sich einfach die Hand. Hier sind noch Eindrücke aus Spanien, die ich male, weil ich dort eine Zeit war und da immer noch sehr gerne dran denke. Da arbeite ich auch viel mit Fotos und eben mit meiner eigenen Erinnerung. Die Sardinen, die angebraten werden und diese Häuserzeile. Und das Buch in der Hand, das gelesen wird, eher etwas Symbolisches. Ein rotes Tuch wird gehalten. Da hatte ich auch erst noch eine Hose gemalt und dann habe ich mich aber zu mehr Abstraktion entschieden, wieder einiges weggenommen. Da muss jetzt weitergearbeitet werden. Es trocknet aber erstmal.

AW: Also liegen dann auf dem Tisch noch die Sachen, an denen du gerade noch was machst? Und dann machst du mal dort was, mal dort was?

JF: Ja, und dann räume ich das wieder weg. Irgendwann wird es immer unordentlich und ich muss erstmal aufräumen.

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